Surf City Baleal, Portugal

Kürzlich verbrachte ich ein langes Wochenende in Baleal in Portugal, um erste Gehversuche auf dem Surfbrett zu unternehmen. Baleal, nahe Peniche, dürfte Wellenreitenthusiasten nicht unbekannt sein. Einmal im Jahr stoppt dort der Worldcup Zirkus der Surfszene, um den Weltmeister zu küren. Da gehöre ich nicht zu, aber was nicht ist, kann ja noch werden. :-)

Surf City

Surf City

Baleal liegt ca. 70 km nördlich von Lissabon, der ebenfalls sehenswerten Hauptstadt Portugals. Hinter der Zollkontrolle wurden wir bereits freudig erwartet. Noch bevor das Auto das Parkhaus verlässt, läutet am Flughafen der erste Gin Tonic Urlaubsstimmung ein. Über die Autobahn erreichen wir zügig unseren Zielort, komplettieren die Gesamtgruppe und begeben uns zu unserem Hotel, dem Casa Das Mares 3. Es gibt viele schöne Hotels auf der Erde, aber nur die wenigsten liegen so traumhaft eingebettet von Wasser auf einem kleinem Eiland. Vorne und hinten Wasser, ein Panoramablick auf den Strand und die einlaufenden Wellen. Baleal ist ein kleines Örtchen im Schatten von Peniche, welches sich in zwei Bereiche aufteilt. Auf der einen Seite der neuere Teil auf dem Festland, mit all seinen Surfcamps, Bungalows, Strandbars usw. und auf der anderen Seite ein kleines Eiland, welches nur über eine kleine Straße zwischen zwei Stränden zu erreichen ist. Die Gebäude auf der Halbinsel sind schon sehr alt und hauptsächlich in Familienbesitz, neu bauen ist verboten, was die Grundstückspreise in astronomische Höhen schießen ließ.  Ein wirklich perfekter Ort.

Wer durch Baleal läuft oder fährt erkennt schnell, dass sich alles nur um das Eine dreht. Surfen. Im Winter fast ausgestorben, wächst das Örtchen im Frühjahr einwohnermäßig stark an. Von überall strömen Surfer und Surfbegeisterte herbei und verleihen dem Ort ein besonderes Flair. Der Herr trägt Boardsshort, die Dame Bikini. Überall von der Sonne gegerbte Körper, die zum surfen allerdings in einen Neoprenanzug gepresst werden müssen. In Portugal sind wir nämlich nicht am Mittelmeer, sondern am Atlantik und der kommt erheblich kühler daher, als das, was wir von Mallorca oder Ibiza kennen. Den ersten Abend verbringen wir in einem typischen Lokal bei Kalmar, Oktopus, Wein und gebackenem Stockfisch. In Portugal eine Spezialität, die der verwöhnte deutsche Gaumen allerdings nur einmal probieren muss.

Bei offenem Fenster wiegt uns das Meeresrauschen zügig ins Reich der Träume, trotz der Aufregung vor der morgendlichen ersten Surfsession. Balealurlauber sollten folgendes beherzigen: Da die Nächte vor allem am Wochenende lang werden, braucht man nicht früh aufstehen. Morgens sammelt sich oft der Nebel an der Küste, der sich vormittags aber verzogen hat. Auch im Casa Das Mares 3 gibt es Frühstück bis elf und dieses hat sich gewaschen. Frisches Obst, Kaffee und der eben schon zitierte Panoramaausblick sorgen für einen unvergesslichen Start in den Tag. Aber so langsam breitet sich bei allen Beteiligten ein Kribbeln aus. Die Sonne lacht, die Wellen sind gut, wir haben am Abend davor nicht durchgedreht, sind gestärkt vom Frühstück und wollen jetzt was erleben. Zwei Anfänger, zwei Fortgeschrittene. Ich kenne das selber vom Snowboardfahren. Kaiserwetter, Neuschnee und ich soll irgendwem snowboarden beibringen. Respekt & Dank an unsere Begleiter für die investierte Mühe und Zeit.

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Breakfast

 

Schnell steht fest, dass Vorkenntnisse im Skaten, Riversurfen oder Snowboarden sich nicht signifikant auf den Lernprozess beim surfen auswirken. Vielleicht ein bisschen, aber surfen lernen ist wie laufen lernen. Und zusätzlich sehr kraftaufwendig. Am schlimmsten aber ist der Blick raus in die grünen Wellen und auf die auf ihren Boards sitzenden Surfer, die einmal anpaddeln und in der Welle stehen. Weiter vorne in Richtung Strand ist das Gefühl im Schaumwasser der bereits gebrochenen Wellen ein anderes. Aber wer sich nicht durchbeißt, wird nie da draußen landen. Also weiter üben. Schnell bekommt man ein Gefühl für die Wellen und den Druck, der einen ins Gleiten bringt. Das schlimmste ist, wir befinden uns noch in der waagerechten Position auf dem Board. ansonsten ist der Tag geprägt von professionellem chillen. In der Sonne liegen, surfen und andersrum. Am späten Nachmittag und mit zunehmender Ebbe verlagert sich die Szene vom Strand in die Stadt. Treffpunkt Supermarkt. Als erstes tauchen große Fragezeichen vor meinen Augen auf. Hier gibt es unzählige Strandlokale und wir treffen uns aufn Dosenbier am Supermarkt?

Aber wie so oft im Leben werden wir eines besseren belehrt. Ein Bier kostet in der Region oft nicht mehr als einen Euro. Der Supermarkt mit Zapfanlage und Bier, in der Happy Hour für 40 Cent, zieht jedoch erheblich Leute an. Es ist ganz lustig vor Ort, viele kleine Gruppen lassen den Tag Revue passieren und planen den Abend, jeder kennt jeden, gut das wir mitgegangen sind. Auch unsere Reisegruppe hat noch ausgedehnte Pläne für den Abend, eine Geburtstagsparty, sowie eine Strandbartour stehen auf der Streichliste. Die Geburtstagsparty ist lustig, Expats, Locals und eingeflogene Gäste feiern ausgiebig in einem Lokal im Hinterland, ca. 20 Minuten vom Strand entfernt. Speisen und Getränke, inkl. Schnäpse, Espressi und Nachtisch haben am Ende pro Person knapp 10 Euro gekostet, da feiert man gerne.

Die zweite Nacht war definitiv kürzer als die Erste. Am Frühstückstisch wird eifrig diskutiert, wer die Party zuerst verlassen hat, was sich schlussendlich nicht mehr eruieren lässt. Auch der Sonntag steht unter guten Vorzeichen, Frühstück, Sonne, Wellen, alles wie gehabt. Wir verbringen den ganzen Tag am Strand, kämpfen mit den Wellen, essen eingelegten Oktopus und trinken Galao, den wohlschmeckenden portugiesischen Milchkaffee. Der Strand ist nicht überfüllt, aber gut besucht. Die beiden Buchten ziehen eine Menge Einheimische aus der Umgebung an. Sogar Städter aus Lissabon kommen am Wochenende nach Baleal, zum einen weil es ein bisschen kühler ist als in Lissabon und zum anderen wegen den idyllischen Stränden und der guten Surfbedingungen.

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Praia da Peralta – Sunset

Die Abendgestaltung entpuppt sich abermals als Volltreffer. Zu neunt besuchen wir ein Strandrestaurant am Praia de Peralta, an dem das Beitragsbild auf der Startseite entstanden ist. Menschenleer, ein toller Strand, Wellen und wie jeden Abend ein echt toller Sonnenuntergang. Bei bestem Seafood, welches wir in Form von Tapas servieren lassen und alles teilen, genießen wir den letzten Abend. Montag ist Abreisetag, also stehen wir zeitig auf und stürzen uns in die Fluten, checken mittags aus dem Hotel aus und beobachten die Einheimischen beim erfolgreichen harpunieren von Unterwasserbewohnern. Bevor wir uns zum Flughafen aufmachen, besuchen wir noch das Café “Espaco da Claudia” im malerischen Carvalhal. Dort haben zwei Franzosen ein alteingesessenes Café übernommen und es zu einem Geheimtipp umgestaltet. Neben frischem Sangria verzehren wir Salat und eine Tapasplatte, alles in einem filmischen Ambiente serviert. Da haben Leute mit einer gehörigen Liebe zum Interieur einen tollen Ort erschaffen bzw. erhalten. Von der versteckten Dachterrasse kann man über rote Ziegeldächer den Blick über die Landschaft schweifen lassen.

Baleal begeistert mich so sehr, dass ich sicherlich nicht zum letzten Mal dort gewesen bin, schon wieder ein Ort, den es abermals zu besuchen gilt. Und Portugal ist keine Weltreise entfernt, daher hier noch ein paar praktische Tipps:

Anreise

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Airport Eindhoven

Baleal erreicht man am besten mit dem Mietwagen von Lissabon, es besteht allerdings auch die Möglichkeit mit dem Bus anzureisen, der fährt für 7 Euro täglich ab Lissabon und hält in Peniche.

Die Flughäfen Faro und Porto sind jeweils ca. drei Stunden entfernt.

Flieger nach Lissabon starten täglich ab Düsseldorf (Lufthansa), Köln (Germanwings) und Eindhoven (Transavia), sodass eine gute Reiseplanung möglich ist.

 

 

Unterkunft

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    Green House

    The Green House Baleal - Durch Zufall sind wir im relativ neu eröffneten Green House gelandet und fanden es richtig gut. Für kleines Geld kann man die Suite unterm Dach mieten, kein 5 Sterne Hotel aber perfekt eingerichtet, für eine Surferunterkunft schon richtig edel.
    Wir haben auch das Angebot genutzt und den Surflehrer über die Unterkunft gebucht. Rousso war nicht nicht ein guter Gastgeber der tagsüber mit Rat und Tat zur Seite stand, er war auch ein perfekter Surflehrer. Ausgiebig hat er uns alle Techniken erklärt, sodass wir selbst schnell Fortschritte erzielt haben. Das hat richtig Spaß gemacht.
    Auch das Frühstück im Green House sucht seinesgleichen, so beginnt schon der Start in den Tag perfekt.
    Im Erdgeschoss gibt es eine Küche und einen Aufenthaltsraum, alles sehr gepflegt und sauber. Im Keller ist ein Kino eingebaut, auf dem man Surfvideos und andere Filme gucken kann. Der Garten ist klein aber fein, dort trocknen die Surfanzüge und die Boards werden dort gelagert.
    Das Green House liegt zentral im Ort, alles ist fussläufig erreichbar, der Supermarkt mit der Happy Hour fürs Bier, Restaurants, Bars und natürlich auch der Strand. Die Besitzer kommen aus Baleal und Leben das Surfergefühl voll, sind freundlich und authentisch.
    Das Green House hat uns voll überzeugt und bietet sich für Kleingruppen oder Paare perfekt an, da man dort seine Ruhe hat, es aber zum Epizentrum nicht weit entfernt ist. Daumen hoch! Zimmertipp: Suite unterm Dach ist genial, groß, bequem und ein 5 Sterne Bad!

    Rua Casal dos Ninhos 4, Baleal 2520-053, Portugal

Essen & Trinken

  • The Base – Wir waren nach dem Abendessen in der Bar und wollten einen Absacker trinken, es sind dann zwei oder drei geworden, weil die Drinks so gut waren.
    Das Angebot ist breit gefächert, zum einen gibt es das für Portugal typische Bier, zum anderen Cocktails und Longdrinks zu guten Preisen.
    Es gibt mehrere Sorten Gin und es werden verschiedene Zubereitungen angeboten, was will das Ginfanherz mehr.
    Der Laden ist bequem zwischen stylisch und Beachbar eingerichtet, der Service ist schnell und nett. Geraucht wird draußen! Die Toast haben wir auch probiert, voll geil. Liegt ein bisschen versteckt, aber ein Besuch lohnt sich wirklich.      Rua Infante Dom Henrique | Lote 2, Baleal 2520-160, Portugal

 

One thought on “Surf City Baleal, Portugal

  • 22. Juni 2015 um 13:43
    Permalink

    Liest sich sehr gut! Schicke Bilder!

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