Mai 2015. Malaga. Um den El Caminito del Rey ranken sich viele Geschichten. Die letzten 15 Jahre war er aus Sicherheitsgründen geschlossen, im April diesen Jahres stand die Wiedereröffnung an. Grund genug, einer der Ersten zu sein, die den sagenumwobenen Pfad nach der Öffnung begehen.
Der 1. Mai liegt arbeitnehmerfreundlich auf einem Freitag, da steht einem Ausflug übers lange Wochenende nichts im Weg. Die Reise führt nach Malaga, ca. 60 km weiter im Hinterland befindet sich das Dorf oder besser gesagt der Bahnhaltepunkt El Chorro. Im Jahr 1901 bauten Arbeiter eine Verbindung durch die Schlucht von EL Chorro, um ein Kraftwerk mit Material zu versorgen. Nachdem 1921 der spanische König den Weg nutzte, wurde dieser offiziell El Caminito del Rey getauft – der Königspfad. Damals waren noch alte Holzplanken in den Berg geschlagen, die später durch Betonplatten ausgetauscht worden sind. Teilweise schlängelt sich der Weg über 200 Meter hoch vorbei an Felswänden und über Schluchten. Durch den schlechten Zustand des Weges sind alleine im Jahr 1999/2000 vier Personen tödlich verunglückt, sodass der Weg kurzerhand geschlossen worden ist. Spätestens hier entstand der Mythos, denn natürlich wurde der Weg weiter begangen. Ein Geländer fehlte komplett und viele der Bodenplatten lösten sich in ihre Einzelteile auf.
Im Jahr 2006 verabschiedete die andalusische Regionalregierung die Restaurierung. Im Frühjahr 2014 begannen die Restaurierungsarbeiten, die sich knapp ein Jahr hinzogen. Am 28. März wurde der Pfad wieder eröffnet. Insgesamt hat die Restaurierung 8.300.000 Euro gekostet, wodurch ein absolut sicheres Wandererlebnis geschaffen worden ist. In Zukunft sollen durch die Wiedereröffnung Touristen in die Region gelockt werden. Die Rechnung geht definitiv auf. Der Zugang ist mittlerweile reglementiert. Pro Stunde wird nur eine bestimmte Personenzahl auf den Pfad gelassen und es gibt verschiedene Prüfstellen auf dem Weg. Um den Weg aber überhaupt gehen zu können, benötigt man eine Reservierung und diese sind bereits drei Monate im Voraus vergriffen.
Schwarzmarkt am El Caminito del Rey
Bei der Reiseplanung habe ich natürlich nicht bedacht, nicht an eine Karte zu gelangen, denn das Buchungssystem der neu erstellten Homepage ist auf Grund der vielen Nachfragen erst mal zusammengebrochen. Schnell las ich in Foren, dass durch die Checkpoints ein Begehen ohne Zugangsberechtigung nicht möglich ist. Die Not macht erfinderisch und die Besitzerin meiner Unterkunft in Malaga konnte helfen. Ein Restaurant in der Nähe des Haltepunktes hält Zugangsberechtigungen vor, wenn man im Anschluss an die Wanderung 25 Euro verzehrt. Irgendwie ein Schwarzmarkt, aber da ich den Flug schon gebucht hatte, kam ich gerne auf dieses Angebot zurück. Vor dem Start der Wanderung bekam ich mit, dass einige kurzentschlossene Tagestouristen abgewiesen worden sind. Alles richtig gemacht.
Nach der ca. einstündigen Anreise von Malaga wird am Eingang das Ticket mit den Passdaten überprüft, die ich im Vorfeld angeben musste. Die nehmen das ziemlich ernst vor Ort. Auch muss beim wandern ein Sicherheitshelm getragen werden, da es in dem felsigen Gebiet immer wieder zu Steinschlägen kommt. Aus hygienischen Gründen erhält jeder Besucher zusätzlich ein Haarnetz, was ich als sehr angenehm empfand, obwohl die Helme noch nagelneu waren. Der Eingang in den Klettersteig beginnt direkt spektakulär. Entlang einer senkrecht abfallenden Steilwand bahnt sich der Weg entlang der Wand um die erste Kurve. Das ist wirklich eindrucksvoll, doch auf den ersten Metern entwickelt man ein Vertrauen ins verbaute Material. Insgesamt kann man den El Caminito del Rey in drei Abschnitte aufteilen. Am aufregendsten sind der erste und der letzte Teil, egal aus welcher Richtung man kommt. Nachdem die Passagen durchlaufen sind, gelangt man in einen Talkessel, der durchwandert werden muss. In den Steilwänden sind noch die ehemaligen Planken des Vorgängerweges zu sehen, da gerät man nicht selten ins Staunen, wenn man sich die wackelige Konstruktion anguckt.
Das Gebirge um den Klettersteig beheimatet Kolonien der seltenen Bart- und Mönchsgeier, die unentwegt über einem kreisen. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,8 Meter zusätzlich ein imposanter Anblick. Da wirkliches klettern nicht nötig ist und es sich auf dem neuen Weg eher um einen Panoramaspaziergang handelt, bewältigt man die knapp 7,5 Kilometer mit einigen Fotostopps in knapp drei Stunden. Am jeweiligen Ende besteht die Möglichkeit mit einem normalen Linienbus um die Berge herum zurück zum Ausgangspunkt zu fahren. Eine einfache Fahrt fällt mit 1,60 Euro verhältnismäßig günstig zu Buche und funktioniert reibungslos.
Hilfreiche Facts für die Planung
Anreise
Mit dem Auto benötigt man für die knapp 60 Kilometer von Malaga ca. 60 Minuten. Ab Alora ist der Klettersteig allerdings mit Straßenschildern gut ausgeschildert, dennoch empfiehlt sich die Nutzung eines Navigationssystem. Bei der Ortseingabe El Chorro eingeben, dann gelangt man automatisch zum südlichen Ausgangspunkt.
Mit dem Zug erreicht man den Provinzbahnhof El Chorro ohne Umstieg ab Malaga. Vom Haltepunkt sind es fünf Minuten Fußweg zum Ausgangspunkt.
Eintritt
Der Zutritt zum Königspfad kostet 10 Euro, für die Buchung ist extra eine Internetseite erstellt worden.
Shuttlebus
Es gibt einen Nord- und einen Südeingang. Zwischen beiden Standorten verkehrt ein Shuttletransfer, sowie ein regulärer Bustransfer. Die Einfache Fahrt kostet 1,60 Euro p/P
Weitere Infos
An beiden Zugängen gibt es Restaurants und Verpflegungsmöglichkeiten, auf der Strecke selber besteht keine Möglichkeit irgendwas zu kaufen. Die Mitnahme von Wasser empfiehlt sich, da die Sonneneinstrahlung bei gutem Wetter nicht unerheblich ist.
Am Nordeingang kann man nach der Wanderung baden. Oben an der Straße ist ein schöner See mit glasklarem Wasser. Nicht zu verwechseln mit dem See am Checkpoint am Nordausgang, der Badesee befindet sich an der Bushaltestelle.
Flugverbindungen
Malaga wird von vielen Fluglinien direkt angeflogen, es gibt Angebote von Billigfliegern, sowie normale Linienflüge. Nahezu alle bekannten deutsche Flughäfen unterhalten Flugverbindungen, u.a. Düsseldorf, Weeze, Dortmund, Köln, Frankfurt, Hamburg,…
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Da für die Wanderung selbst ungeübte Wanderer nicht länger als 3, maximal 4 Stunden benötigen, bietet es sich an, andere Sehenswürdigkeiten in die Reise zu integrieren. 20 Kilometer vom Königspfad befindet sich eine Wolfsstation (Lobopark), in der mehrere Wolfsrudel unter originalgetreuen Bedingungen gehalten werden. Auch hier ist eine Führung möglich, besonders zu empfehlen ist das nächtliche Wolfsgeheule. Die Städte Granada und Ronda sind auch einen Besuch wert. Wer keine Lust hat, noch mehr zu besichtigen, der isst einfach in einem der hervorragenden Restaurants an den Ausgangspunkten Nord und Süd und verbringt den Abend in Malaga, der Geburtsstadt von Pablo Picasso.
Hilfreiche Links